Frankfurt am Main, den 18. Februar 2021
An unsere Vereinsmitglieder und Unterstützer:innen
In Absprache mit unserer Partnerorganisation vor Ort, der Stiftung der freien Frauen in Syrien (WJAS), müssen wir auf Grund der aktuellen ökonomischen Lage in Nord-Ost-Syrien unsere Spendenkampagne für die mobile Klinik stoppen und an die Situation anpassen. Zur Zeit stehen die Selbstverwaltung und ihre Institutionen, wie auch alle anderen Organisationen vor allem aus dem Gesundheits- und Bildungssektor, vor einer sehr schweren Aufgabe. Eine schwere wirtschaftliche Krise bestimmt neben dem andauernden Krieg das Leben der Menschen in Nord-Ost-Syrien.
Ausgelöst wurde sie durch drei wesentliche Faktoren: Erstens der Krieg niedriger Intensität der Türkei und ihrer dschihadistischen Hilfstruppen. „Niedriger Intensität“ heißt nicht weniger mörderisch, nur weniger sichtbar. Allein im September 2021 wurden auf die Region um Minbic (arabisch: Manbidsch) 700 Granaten abgefeuert. Immer wieder kommt es zu tödlichen Drohnenangriffen, Feuergefechten und Angriffen vor allem auf Menschen in Grenznähe. Neben den militärischen Angriffen wird von der Türkei auch Wasser als Waffe gegen die Bevölkerung in den selbstverwalteten Gebieten eingesetzt. Zuflüsse aus der Türkei kommend werden gestaut. Mit der Besetzung nordsyrischer Gebiete im Herbst 2019 fielen auch wichtige Infrastruktureinrichtungen der Region in die Hände der Türkei.
Weitere Faktoren der Krise sind die Grenzblockade durch die kurdische Regionalregierung (KRG) im Nord-Irak, die den Personen- wie den Warenverkehr betrifft, und die US-Sanktionen gegen ganz Syrien. Dies führte zu einem enormen Preisanstieg aller Dinge des täglichen Bedarfs auch in Rojava. Unsere Partnerorganisation WJAS musste in der Folge die Entwicklung neuer Projekte stoppen, um sich ganz auf die Konsolidierung der bestehenden zu konzentrieren. Wir befürworten diesen Schritt, weil auch wir denken, dass das bisher Erreichte auf jeden Fall gesichert werden muss.
Das heißt für uns, den laufenden Betrieb des Waisenhauses von Kobane und des angeschlossenen Frauenbildungszentrums zu unterstützen. Das Projekt einer mobilen Klinik, das wir bis vor kurzem beworben haben, ist zunächst auf Eis gelegt. Wir bitten unsere Spender:innen und Unterstützer:innen daher, bis auf weiteres zweckungebundene Spenden zu tätigen.
Wir bedanken uns herzlich für die bereits gespendeten Gelder für die mobile Klinik. Ihr/Euer Einverständis vorausgesetzt, haben wir sie der Uni Kobane für die Krankenpflegerausbildung zur Verfügung gestellt. Sollten Sie/Ihr damit nicht einverstanden sein, bitten wir um Rückmeldung, damit wir die Spende zurückerstatten können.
Solidarische Grüße
Ihre/Eure
Städtefreundschaft Frankfurt-Kobane e. V.