Aus dem aktuellen Greenpeace-Magazin
Abgedreht
Im Norden Syriens wird Durst als Waffe eingesetzt
Von Bartholomäus Laffert
Der Norden Syriens verdorrt. Die Erderhitzung trifft die Region so hart wie kaum eine andere, gleichzeitig drosselt die Türkei den Zufluss des Euphrats, der Lebensader des Landes. Klimawandel und Konflikte bilden eine Doppelkrise, wie sie auf Millionen Menschen weltweit zukommen könnte
Müde thront der Energieminister der kurdischen Selbstverwaltung in seinem Büro im Kontrollgebäude des Staudamms, fünfzig Meter über dem Fluss. Durch das Fenster blickt Welat Darwisch auf die acht Schleusen, die einst Wasser in Schwällen ausspuckten und heute nur Rinnsale führen. Er flucht. „Der Krieg geht weiter, nur die Waffen haben sich geändert.“
Hier, am Euphrat-Damm am Stadtrand von Tabqa, der einst gebaut wurde, um den Norden Syriens mit Strom zu versorgen, ist die Zerstörung des letzten Krieges noch zu sehen, da deuten sich bereits neue Konflikte an. Denn während Arbeiter das Dach des monströsen Sowjetbaus reparieren, das die Fliegerbomben der Internationalen Allianz 2017 im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat zerfetzten, sinkt der Wasserpegel des Stausees immer weiter.
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