Pressemitteilung:

Anzeichen auf türkischen Angriffskrieg in Nordsyrien verdichten sich

12. Juli 2022

Die Anzeichen für eine erneute völkerrechtswidrige Invasion des türkischen Staates auf die Autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (AANES) verdichten sich. So erreichen uns aktuell Meldungen aus der Region, wonach protürkische Milizen und die türkische Armee ihre militärischen Kontingente in der Provinz Aleppo zusammenziehen. Am Abend des 10. Juli vermeldete die Nachrichtenagentur Hawarnews zudem, dass ein türkisches Kampfflugzeug über die Region Şehba im Nordwesten Syriens geflogen sein soll. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte bereits am 23. Mai eine weitere militärische Invasion in Nordsyrien angekündigt. Es soll eine 30km tiefe Sicherheitszone in Nordsyrien eingerichtet werden, dabei soll die aktuell dort lebende Bevölkerung vertrieben werden und durch eine Millionen Flüchtlinge, die sich aktuell in der Türkei befinden, ersetzt werden. Einschätzungen von Expert:innen zufolge könnte eine türkische Invasion sich zunächst gegen die Provinzen Tall Rifaat und Minbic richten. Den Luftraum über diese Gebiete, die westlich des Euphrat-Flusses liegen, kontrolliert Russland. Als weiteres mögliches Angriffsziel fällt immer wieder der Name der Stadt Til Temir. Die Stadt mit einer mehrheitlich christlichen Bevölkerung wird bereits seit Längerem immer wieder von den türkisch besetzten Gebieten Nordsyriens bombardiert.

Quellen aus Syrien berichten, dass die Vorbereitungen auf einen erneuten Einmarsch auf Hochtouren laufen. Demnach hat die „syrische Nationalarmee“ (SNA) bereits vor Wochen in Efrîn nach eigenen Angaben 40.000 Kämpfern zusammengezogen und begonnen Manöver zu proben.

In mehreren Interviews haben die Kommandanten der SNA betont, dass sie lediglich auf den Angriffsbefehl aus Ankara warten würden. Parallel dazu haben sich in den letzten Tagen mehrere große Militärkonvois der türkischen Armee durch das besetzte Afrîn auf den Weg nach Al-Bab bewegt und dort Stellung bezogen. Al-Bab liegt genau zwischen Til Temir und Minbic. Die ständigen Angriffe auf die Region haben ebenfalls zugenommen. So erreichen uns mittlerweile täglich Meldungen von Artillerieschlägen, die sich gezielt gegen zivile Ziele und gegen Agrarflächen richten, um die lokale Bevölkerung zu vertreiben. Auch gezielte Mordanschläge durch unbemannte Flugobjekte (Drohnen) haben immens zugenommen. Allein dieses Jahr wurden bei 50 Angriffen 16 Personen getötet und 59 verletzt. Aufgrund der konkreten Kriegsvorbereitung des türkischen Staates und der klaren Ankündigungen sah sich die Autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens dazu gezwungen den absoluten Ausnahmezustand auszurufen. Ein Arbeiter aus Minbic sagte in einem Interview vom 21. Juni mit dem ARD; „Für uns stellt sich nicht die Frage ob ein Angriff [der türkischen Armee auf Minbic] kommt, für uns stellt sich die Frage wann er kommt.“